Der Islam und die Templer

Religion oder Kriegsphilosophie der Araber?

Der Anfang der Beduinengötter - Barbarei und Dschahiliyya

© PCMTH 2001

Moderne Menschen sind so selbstverständlich in einem Staat aufgewachsen, dass sie sich kaum noch vorstellen können, dass es auch staatenlose Gesellschaften gab. Dennoch gibt es sie vielleicht sogar noch heute. Die Nachrichten über Kongo, Somalia oder Süd-Sudan erwecken regelmäßig den Eindruck einer bis auf den heutigen Tag staatenlosen Gesellschaft in dieser Region. Möglicherweise haben auch die Berber in den Bergen Marokkos bis zum Ende der vierziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts in einer staatenlosen Gesellschaftsform gelebt. In vielen Ländern der Dritten Welt funktioniert die Obrigkeit überdies so schlecht, dass dort kaum von staatlichen Strukturen die Rede sein kann.

Wie auch immer, das antike Zentral-Arabien der Dschahiliyya (im Islam wird die Zeit vor der Offenbarung Mohammeds mit dem Wort "Dschahiliyya" benannt, auf Deutsch gemeinhin als "Zeit der Unwissenheit" übersetzt, im orthodoxen Sinne ist diese vorislamische Zeit eine Ära der Barbarei und Vielgötterei), in der der Islam entstanden ist, war nach den Worten des Korans eine staatenlose Gesellschaft.

Das Christentum dagegen nahm seinen Anfang unter einem anderen Stern, nämlich in der Blütezeit des römischen Kaiserreichs, in der das Fehlen von staatlicher Macht als Barbarei benannt wurde. Die ersten Christen waren sich des Vorhandenseins und des Nutzens staatlicher Gewalt wohlbewusst. Einer der bekanntesten Sätze, die Jesus zugeschrieben werden, lautet: «Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist.»

Deshalb versucht sich das Christentum der Jetztzeit auch auf eine lange Tradition des sich aus der Politik Heraushaltens zu berufen, was natürlich nicht den historischen Tatsachen entspricht. Tatsächlich kann es durch nichts gerechtfertigt und schon gar nicht geleugnet werden, dass es gerade die Christen waren und auch immer noch sind, die ihre Religion als Ideologie für ihre politischen Hoffnungen und politischen Missbrauch genutzt haben. Besonders die Anfänge dieser Ideologie waren von schwersten Ausschreitungen gegen die Staatsgewalten geprägt bevor die sich allmählich etablierenden Führungskräfte der christlichen Bewegungen die gewaltigen Möglichkeiten des Machtmissbrauchs erkannten und gezielt einsetzten.

Als Spätfolge der „Aufklärung“ und der damit verbundenen politischen Umwälzungen, halten sich westliche, areligiöse Menschen angesichts der Trennung von Religion und Politik meist ohne langes Nachdenken an die für selbstverständlich erachteten christlichen Vorstellungen zur Trennung von «Kirche» und «Staat». Dies führt zwangsläufig dazu, dass sie schon allein aus diesem Grund den Islam und dessen Verkünder Mohammed argwöhnisch betrachten, der mit Gewalt seinen behaupteten Anspruch, sowohl auf religiösem als auch auf politischem Gebiet das Oberhaupt seiner Anhänger zu sein, durchsetzte.

Aber gegen ihn und noch mehr gegen seine Nachfolger konnte sich auch keine strukturierte Gegenwehr formieren. Es gab ja keinen Staat, der Autorität ausüben konnte, oder sich den Machtbestrebungen Mohammeds entgegenstellen konnte, und in Medina bekam Mohammed als religiöser Führer, praktisch wie von selbst, so viel politische Macht in den Schoß geworfen, dass es Geschichtsklitterung wäre, nicht von einem islamischen Staat zu sprechen.

Warum aber ist ein Staat so notwendig? Warum sollten wir nicht ohne ihn auskommen? Der christliche Apostel Paulus schreibt, die Obrigkeit, von der er glaubt, dass sie von Gottes Gnaden existiere, «trägt das Schwert nicht umsonst» und die Macht des Staates sei nötig, um den, der falsch handelt, seiner verdienten Strafe zuzuführen (Römer 13,1-4).

Wenn jemand falsch handelt, und es existiert weder Staat noch Obrigkeit, wer soll ihn dann seiner verdienten Strafe zuführen? Genau das ist die Frage, die zur Zeit der Dschahiliyya in den Beduinengesellschaften Zentralarabiens akut war. Die dort lebenden Araber mussten im Fall von Raub, Überfall, Mord, Vergewaltigung oder Diebstahl selbst sehen, wie sie zurechtkamen.

Es gab keine von einem Staat oder einer sonstigen Obrigkeit ausgehende Strafvereitelung, geschweige Strafverfolgung, bei der man Klage erheben oder die einem Schutz gewähren konnte. Die einzige Garantie für Frieden und Sicherheit war die Bedrohung, die von dem Risiko ausging, dass die benachteiligte Partei sich rächen würde.

Schutz konnte ein Individuum ausschließlich dann erhalten, wenn seine Familie und im weitesten Sinne, sein Clan oder Stamm, für ihn eintreten wollte. Ohne diesen Schutz war ein Individuum völlig vogelfrei.

Je mächtiger ein Stamm war, desto zuverlässiger wurde jedes Unrecht geahndet, das einem seiner Mitglieder angetan wurde, desto sicherer durfte sich die Einzelperson fühlen. Ein ungeahndeter geringfügiger Taschendiebstahl machte auf Dauer das Leben eines jeden Stammesangehörigen gefährlicher und konnte sogar als Einladung verstanden werden, es ein weiteres Mal zu versuchen. Die Ermordung eines unbedeutenden Taschendiebs brachte dagegen allen Mitgliedern des Clans wieder monatelange Sicherheit.

Arabische Götterfiguren

Nach außen hin, aus der Sicht der westlichen Jetztzeit, wirkt ein solches System ziemlich inhuman, aber wenn jeder sicher weiß , dass er totgeschlagen wird, falls er einen nichtigen Taschendiebstahl begeht, dann werden keine Taschen mehr geraubt, und folglich wird auch niemand mehr totgeschlagen. Die zügellose Vergeltung und Heimzahlung, wie es die Dschahiliyya der Überlieferung zufolge kannte, führt deshalb zwangsläufig zu der Frage, wo die Gesetzgeber, die Arabien nach den Texten des Koran früher gehabt haben sollte, denn in der Zwischenzeit abgeblieben waren.

Die Stärke, die Unerbittlichkeit und die Unkontrolliertheit des Rachesystems weisen ja daraufhin, dass es weder einen Herrscher noch einen Staat gegeben haben sollte. Wie konnte es nur so weit kommen, dass die Araber der Dschahiliyya weder Fürsten noch Herrscher oder Gesetzgeber kannten? Sie stammten doch von Adam und Abraham ab, die beide, wie der Koran und die islamische Theologie lehren, an der Spitze geordneter Gruppen standen, die Gottes Gesetze befolgten?

Wie war das Leben im alten Arabien, welches tatsächlich nicht überall von den im Koran bezeichneten Beduinen-Gesellschaften bestimmt wurde?

Viele Menschen denken im Zusammenhang mit Arabien gleich an Wüste. Die gibt es auch zuhauf, aber die Wüste war so gut wie unbewohnt. Die meisten der arabischen Gesellschaften wohnten wohlweislich in den klimatisch gemäßigten Teilen des Landes. Die Wüste sahen sie vor allem wenn sie verreisten.

Auf der Halbinsel ist geregelte Landwirtschaft an vielen Stellen südlich von Mekka bis einschließlich des Jemen möglich, des Weiteren natürlich in den vielen ausgedehnten Oasen und schon für die Frühzeit nachgewiesen. Die Südküste Omans hat ein feucht-tropisches Klima mit Monsunregen. Im Inland liegt der 3000 Meter hohe Berg Jebel Akhdar, der Regenwolken anzieht.

Landwirtschaft und/oder Viehzucht fand man in den Gebieten westlich vom Irak und an der Ostseite Syriens und Jordaniens, Gebiete die schon früh zu Arabien gerechnet wurden, weil diese zumeist von arabischen Beduinen bewandert und auch besiedelt wurden. Die ganz trockenen Teile der Halbinsel wurden ausschließlich von beduinischen Nomaden bewohnt, die sich mit der Kamel-, Ziegen-, und Schafzucht beschäftigten und auch den Warentransport durch Karawanen über die Halbinsel organisierten.

Oft wird behauptet, der Islam sei eine Wüstenreligion. Das ist nur sehr bedingt zutreffend: Mekka war zwar lediglich eine kleine Ansiedlung mit einfachen Häusern, in der sich, aufgrund der gesamtreligiösen Bedeutung für die Stämme, einige Beduinenfamilien zumindest teilsesshaft ansiedelten, Medina dagegen war eine relativ große Oase, welche von einer jüdisch-arabischen Gesellschaft bestimmt war. Man muss hier jedoch zugrunde legen, dass der Islam bei näherer wissenschaftlicher Betrachtung seinen Ursprung in Jordanien und Syrien hat. Auch das sind nur sehr bedingt Wüstenregionen. Beduinen werden im Koran sehr negativ beschrieben. Für die islamische Bewegung waren diese offensichtlich wenig bis überhaupt nicht zu gewinnen und viele Stämme wurden ausgerottet weil diese sich nicht unterwerfen wollten.

Laut islamischer Überlieferung soll im 7. Jahrhundert mitten in Arabien unter Einfluss der ideologischen Bewegung, die später unter dem Namen Islam bekannt wurde, ein Staat entstanden sein dessen Hauptstadt zunächst Medina war. Einen unabhängigen Staat, mitten auf der Halbinsel, hatte es vorher nie gegeben.

Es hatte allerdings drei abhängige Staaten gegeben, welche alle einem der umliegenden Hegemonial-Staaten verpflichtet waren: mit dem Oströmischen Reich, dem Persischen Reich und dem Jemen, wo Königreiche mit unterschiedlichen Namen aufeinander gefolgt waren und welcher zuletzt unter äthiopischer, bzw. persischer Herrschaft gestanden hatte.

Alle drei Satrapenstaaten hatten sich bis tief in die Halbinsel ausgedehnt.

Die Aufgabe ihrer Führer war, die Nomaden an das jeweilige Reich zu binden und dafür Sorge zu tragen, dass die üblichen Raubzüge unterblieben und die Verkehrsverbindungen durch die Wüste gesichert wurden. Sie bekamen einen Titel, ein Palästchen, ein schönen Königsmantel und eine Garantiezahlung, mit der diese eine kleine Armee finanzieren konnten, welche als Puffer gegen das jeweils benachbarte Reich dienen konnte. Ost-Rom und Persien führten über Jahrhunderte Kriege mit einander.

Die drei Vasallenstaaten waren:

- das Königreich der Ghassāniden (500–630), im heutigen Ostsyrien

und Jordanien,

- das Königreich der Laḫmiden (Lakhmiden) im Irak (266–640),

westlich vom Zweistromland,

- Kinda (325–528), nördlich vom Jemen.

Wenn diese Vasallenstaaten auch nicht in die Weltgeschichte traten, so boten sie den arabischen Stämmen Jahrhunderte lang Gelegenheit mit den umgebenden Hochkulturen durch intensiven Handel und Austausch in Kontakt zu treten und sich mit der damaligen Welt vertraut zu machen.

Auffassungen über die öffentliche Sicherheit und Ordnung, die Funktion des Staates und natürlich die Trennung von Politik und Religion sind häufig implizit und werden selten ausgesprochen. Obwohl es sich jeweils um von Menschen erdachte kulturelle Systeme handelt, sind sich die meisten Menschen überhaupt nicht bewusst, dass andere Gruppen in dieser Hinsicht andere Auffassungen hegen könnten.

Aber haben staatliche Ordnungen, basierend auf religiösen Werten, wirklich „bessere Gesellschaftsformen“ hervorgebracht, oder sind religiös fundierte Staatssysteme nur der Übergang von der Barbarei (Dschahiliyya) zur Diktatur der krankhaften Fantasien über die Vernunft des gesunden Verstandes?

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