Die Religion des Isis-Osiris Kultes I.

Ägyptische Mythologie im Blick der Wissenschaft

O Re-Atum dieser Mensch kommt zu dir, ein unvergänglicher Geist...,

dein Sohn kommt zu dir, dieser Mensch kommt zu dir!

Möget ihr den Himmel durchziehen, an dem Ort, wo es "ach" ist!

Von allen religiösen Strömungen die das Land der Menschenwerdung hervorbrachte, konnte sich der Kult um die sagenverwobene Gestalt des Osiris am wirksamsten durchsetzen und am weitesten verbreiten. Aber wo lag der Ursprung dieses Mythos und was machte ihn so besonders für die Menschen, dass er weit über Ägypten hinaus seine Verbreitung und Verehrung fand. Wir möchten hier nicht die diversen Versionen dieses Mythos aufzeigen, weil dieses den Rahmen einfach sprengen würde und befassen uns daher nur mit den wichtigsten Ansatzpunkten dieser Lehre. Geschichtlich lässt sich die Entstehung des Mythos gut zuordnen, da es hinreichend Belege für die Annahme gibt, dass der gewaltsame Tod des Königs Ninetjer (Netjerimu) der Ausgangspunkt war. Ninetjer war König der beiden Länder und regierte 46 Jahre 10 Monate und 11 Tage. Während einer Zeremonie zu Ehren des Gottes Re (die Verehrung des Re als Sonne des Reiches begann mit dem Aufkommen der II. Dynastie) wurde Ninetjer von seinem jüngeren Neffen und Berater Sechemib brutal ermordet. Dieser bestieg als Peribsen den Thron von Ägypten und ersetzte nicht nur als offenes Zeichen des Protestes das übliche Horuszeichen im Namen des Herrschers durch das Sethtier, sondern nannte sich Sohn des Seth und machte den Sethkult zur Staatsreligion. Er war durch die Priesterschaft des alten sethianischen Bundes aus Ombos unterstützt, ja regelrecht angeschoben und mit nubischen Söldnern versorgt worden.

Ninetjer hatte es über viele Jahre verstanden, klug und weise zu regieren und genoss die absolute Treue und Liebe seines Volkes. Er hatte die Reichseinheit gesichert und die Grenzen gefestigt. Weitere Provinzen waren dem Reich zugeordnet worden. Gegen Ende seiner Herrschaft kam es aufgrund von Klimaveränderungen zu jahrelangen Hungersnöten. Das Hochwasser des Nils sank über mehrere Jahre deutlich unter das übliche und erforderliche Niveau und blieb schließlich fünf Jahre lang aus. Hier geben uns die alle zwei Jahre landesweit durchgeführten Viehzählungen einen deutlichen Einblick in die wirtschaftliche Verschlechterung der Bevölkerung. Die Zahlen der Viehbestände gehen innerhalb von drei Zählungen um 80 % zurück. In einigen Provinzen regte sich Unmut und es tauchten wieder alte Rivalitäten zwischen dem Nord- und Südreich auf. Dies war die Stunde des Sechemib, seine und die Pläne der sethianischen Priesterschaft zu realisieren.

Nicht nur die Ermordung des vom Volke über alles geliebten Ninetjer löste landesweite Tumulte und Aufruhr aus, die provozierende hoheitliche Verehrung des Seth führte zur offenen Revolution und dem Abfall mehrerer Provinzen. Peribsen regierte mit brutaler militärischer Gewalt und vernichtete mehrere Städte und Tempel. Die Ehefrau des Ninetjer floh mit ihrem kleinen Sohn Chasechemui in die zum Reich gehörende Provinz Libyen. In einigen Provinzen nutzen Gaufürsten aus der Verwandtschaft des Ninetjer die Gunst der Stunde und riefen sich selbst zum König aus. Die Einheit Ägyptens zerfiel. Das Volk sehnte die friedliche und harmonische Zeit der Regierung des Ninetjer zurück. Es dauerte fast 15 Jahre bis sich eine Wende abzeichnete. Der Sohn des Ninetjer Chasechemui sammelte mit Unterstützung seiner Mutter Getreue um sich, hob Truppen aus und bildete diese zu einer schlagkräftigen Armee aus. Dann lies er sich von Libyen aus zum König beider Länder ausrufen. Peribsen zog ihm im Delta zum Kampfe entgegen. Es kam zu mehreren blutigen Schlachten, ohne dass einer die Oberhand gewinnen konnte. Nach zwei Jahren schlimmster Zerstörungen, kam es durch Vermittlung der Priesterschaften aller Gaue, unter Führung der Priesterschaft von Hermopolis, zu einem Waffenstillstand. Man einigte sich darauf, dass Peribsen die Krone des Südens und Chasechemui die Krone des Nordens als Horus Sohn des Re zuerkannt bekam. Aber Peribsen gedachte den jüngeren zu beseitigen und plante mehrere Anschläge. Doch die Priesterschaft des Thot hatte den Schutz des Horussohnes übernommen und konnte durch überlegene kluge Politik alle Angriffe des Peribsen abwehren. Peribsen drängte jedoch auf eine neue Entscheidung als Alleinherrscher anerkannt zu werden. Es kam zu einer offenen Feldschlacht, die Chasechemui endgültig für sich entschied. Peribsen wurde gefangen gesetzt und sollte gemäß den Gesetzen als Mörder und Aufrührer hingerichtet werden. Dem widersetzte sich erstaunlicherweise die Mutter des Chasechemui (sie war die Schwester des Peribsen) und rettete diesem so das Leben. Peribsen wurde verbannt. Er musste sein Leben im Tempel des Re im südlichsten Landesteil Nubiens beenden, welches kaum befriedet und mit ständigen Angriffen konfrontiert war.

Chasechemui kehrte zurück zur Orthodoxie. Er vereinigte die Kulte des Seth und des Horus und trug die Kronen beider Länder. Jetzt bildeten sich die sozialen Strukturen des Alten Reiches heraus. Der König, als Inkarnation des Horus, Sohn des Re, erlangte „göttliches Wesen“ und regierte mit Hilfe von Beamten. Er behielt die doppelte Verwaltung von Delta und Oberägypten bei, jedoch führte er als König die alleinige Oberherrschaft. Die Gaufürsten waren Beamte (adj-mer, „welche die Kanäle graben“) und die Räte der Alten bildeten ein beratendes Beamtenkollegium. Es war die Zeit in der die Hieroglyphenschrift ihre endgültige Form erreichte und das Hieratische in großen Teilen der Bevölkerung Verbreitung fand. Chasechmui legte den Grundstein für die Pracht des Alten Reiches, welches die perfekte Vollendung der in der Thinitenzeit begonnen Entwicklungen zeigte. Diese so äußerst schwierige und doch auch herausragende Zeit der ägyptischen Historie fand ihren Niederschlag in der großen Religion des Osiris-Isis Kultes, welcher zu einem der wichtigsten religiösen Strömungen des Reiches wurde und Jahrtausende später, selbst im römischen Imperium, zu großer religiöser Bedeutung kam. Erst die mit militärischen Mitteln durchgeführten Ausrottungsmaßnahmen der römisch katholischen Kirche konnten die Menschen von dieser Religion lösen. Die letzten Tempel der Isis wurden im 7. Jahrhundert (nach der Zeitenwende) gewaltsam geschlossen.

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