Rückschau auf den deuteronomischen Bibeltext II.
Bibelkritik
Jegliche Form von Bibelkritik stößt bei den diversen Christenbewegungen sofort auf heftigste Gegenwehr, welche wohl besser als rechthaberisches Gebaren zu bezeichnen ist. Deshalb wenden wir uns hier zunächst einmal dem Text der Bibel aus der Sicht mehrerer kritischer Bibelbefürworter, welche als strenggläubige Christen gelten, zu, bevor wir uns der Realität der wissenschaftlichen Archäologie über das sogenannte „gelobte Land“ widmen.
Was sagt uns der Bibeltext:
Etwa um 1400 v. d. Ztw. lebten im Süden und Osten der Halbinsel Sinai semitische Volksstämme, die sich "Hebräer" nannten. Etwas später kamen aus Ägypten entflohene Kleinvieh-Nomaden hinzu, die sich "Israeliten" hießen. Beide vereinigten sich zu zwölf Stämmen, die unter ihrem Führer Moses am Berg Sinai zu einer religiösen Einheit zusammengeschlossen wurden und allmählich einen stark religiös geprägten Sakralstaat bildeten, mit verschiedenen Heiligtümern und Wallfahrtsstätten als Mittelpunkt. Im religiösen Bereich kannten sie anfangs eine ganze Reihe von Kulten: Den Kult der Gestirne, den Kult von Naturgottheiten, Hausgöttern (Teraphim), von Tieren (Kalb, Schlange), von heiligen Bäumen, Quellen, Steinen.Gleichzeitig erfanden sich einige von ihnen einen Gott namens "El", einen Herrn, dessen hervorstechendes Merkmal ein besonders großes Glied war. Dieser verschmolz, wieder etwas später, mit der Gott-Erfindung einer anderen Gruppe zu jenem besagten JHWH (Jehova). Nach und nach drängte die um den Jehova-Kult entstehende Priesterkaste die urtümlichen, naturgemäßen Kulte zurück. Die Verehrung dieses JHWH allein, wurde das gemeinsame Kennzeichen der zwölf Stämme, die sich nun "Volk Israel" nannten. Dieser Vorgang war etwa um 1200 v. d. Ztw. abgeschlossen.
Mittlerweile hatten sich etwa seit dem Ende der Bronzezeit in Palästina (dem "Land Kanaan") und in Syrien etliche Kleinstaaten gebildet mit recht hohen Kulturen - Länder, in denen "Milch und Honig" floss. Aber schon damals wurde der Fehler begangen, zugunsten des eigenen Wohllebens die Armee zu vernachlässigen. Nur kleine, teilweise aus Berufskriegern bestehende Heere, sollten vor Eindringlingen schützen. Diese kamen auch bald: Planmäßig vernichteten die aus den Wüsten vordringenden Israeliten das enge Netz der kanaanäischen Kleinstaaten. Dabei schoben sie ihrer Erfindung, ihrem Gott Jehova, immer größere "Macht" zu, indem sie ihre Überfälle mit angeblich von "Ihm" erhaltenen Befehlen rechtfertigten. Für ihre Führer war es wesentlich einfacher, einen Krieg auf Geheiß eines Gottes zu beginnen, als aus eigenem Antrieb. Dem Volk konnten sie sagen: "Gott will es!" Und niemand konnte ihnen dabei eigene Absichten unterstellen oder nachweisen. Was wollte also diese praktische Erfindung, dieser Jehova im Einzelnen? (Alle folgenden Zitate sind Originalton laut Bibel): "Zerstöre, o Israel, ihre großen und schönen Städte, die du nicht gebaut hast, und Häuser voller Güter, die du nicht gefüllt hast, und ausgehauene Brunnen, die du nicht ausgehauen hast, und Weinberge und Ölbäume, die du nicht gepflanzt hast".
Jehova, ihre praktische Ausrede, ihre Entschuldigung und Rechtfertigung gab all das in ihre Hand, was andere Völker erarbeitet und kultiviert hatten. Und neben der anhaltenden Niedermetzelung der Kanaanäer, im alten Testament auch "Amoriter und Hethiter" genannt, überfielen die Israeliten auch gleich noch deren Nachbarn, die Ammoniter und Moabiter und töteten, laut Bibel, von letzteren einmal bei einem einzigen Gefecht "10.000 Mann, alles starke und streitbare Männer". Wenn man daran denkt, dass zur damaligen Zeit manche Völker nur aus etwa 10 - 20 000 Individuen bestanden, ist die Größe des Massakers erst richtig einzuschätzen.
Immer wieder fielen sie über die Philister her, von denen der Israelit Samgar angeblich allein einmal 600 "mit einem Ochsenknüppel erschlug und erlöste Israel", so übersetzte uns das Martin Luther. Gerade die Todfeindschaft zu den Philistern, die wohl von den Ägäischen Inseln und aus der südlichen Türkei stammten, von den ägyptischen Pharaonen hier angesiedelt wurden und die fünf Städte der Küstenzone beherrschten (Gaza, Astod, Ekron, Askalon, Gath), diente dazu, die vorher gespaltenen Stämme zusammenzuschweißen. Die Israeliten überfielen mehrmals - bis zu deren Ausrottung - die Tsikal, Midianiter, und die Aramäer. Allerdings fielen sie zwischen 1200 und 1000 v. Ztw. auch viermal über sich selber her.
Nun geschah dieses Abschlachten fremder Völker nicht zufällig und "profan", etwa durch blutrünstige Strauchritter, Steppenbanden, Räuber oder Halsabschneider – wie von den Neo-Bibelforschern vertreten -, sondern kaltblütig geplant durch "ein Königreich von Priestern und deren heiliges Volk" (2.Mos.19,6), durch reine, vom "Gottesgeist JHWH getriebene" Hirtennaturen, auf Befehl "charismatischer Führer" – wie die Bibelbefürworter auch heute noch vertreten -. Immer voran mordete Jehova, der "niemand ungestraft" lässt, dessen Nase Rauch, dessen Mund "verzehrendes Feuer" entfährt, der "Flammen sprüht", Schwefel regnen lässt, glühende Schlangen schickt und die Pest, der "Gott der Heerscharen", der "Schlachtreihen Israels", "der rechte Kriegsmann", ein "schrecklicher Held", ein "schrecklicher Gott", "ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht an den Kindern bis ins dritte und vierte Glied". (Man beachte die Wortwahl der "Heiligen Schrift").
Gewiss erscheint Jehova auch gelegentlich "barmherzig", wirkt "Heilstaten" - allerdings kümmert er sich nur um "jüdische Abkömmlinge", wie wir aus der Bibel erfahren. Fast immer geht "Unheil" von ihm aus, "Vernichtung, jähes Verderben", und das gleich für "alle Bewohner der Erde". Bei seinem Kommen bebt angeblich die Welt, die Berge wanken, und die Gegner krepieren wie die Fliegen. “Aufgepasst Feindstädte, falls ihr Berührung mit JHWH habt: "Wenn sie Jahwe, dein Gott, in deine Gewalt gegeben hat, sollst Du alles, was an Männern darin ist, mit dem Schwert töten, dagegen die Weiber und Kinder, das Vieh und alles, was sich in der Stadt befindet ....“ An anderer Stelle heißt es: "Du sollst keine Seele am Leben lassen".
Dieser Jehova, diese monströse Erfindung - von Absolutheit besessen wie keine Ausgeburt der Religionsgeschichte zuvor und von einer Grausamkeit, die auch keine danach übertrifft - steht nicht nur hinter der Geschichte des Judentums, sondern auch hinter der gesamten Geschichte des Christentums und des Islams.
Und das auch heute noch! Verlangen die Kirchen, Bewegungen, und Glaubensgruppierungen doch heute noch von der ganzen (!) Menschheit, an ihn zu glauben, ihn anzubeten, für ihn zu sterben. Es ist ein Gott von so einzigartigem Blutdurst, dass er "alles Dämonische aufsaugte". Denn weil er selbst "der gewaltigste Dämon war, brauchte man in Israel keine Dämonen mehr" (Volz). Es ist ein Gott, der vor Eifersucht und Rache schäumt, der keinerlei Toleranz oder Andersgläubigkeit zulässt, vielmehr jede Gemeinschaft mit Heiden, den "Gojim", die "rasha" sind - nämlich gottlos - strikt untersagt, der "scharfe Schwerter" fordert, um an ihnen "Vergeltung" zu vollziehen. "Wenn dich der HERR, dein Gott, in ihr Land bringt... und er ausrottet viele Völker vor dir her... dass du sie schlägst, so sollst du an ihnen den Bann (Cherem) vollstrecken. Du sollst keinen Bund mit ihnen schließen und keine Gnade gegen sie üben… eure Töchter sollt ihr nicht geben ihren Söhnen, und ihre Töchter sollt ihr nicht nehmen für eure Söhne...Du wirst alle Völker vertilgen, die der HERR, dein Gott, dir geben wird. Du sollst sie nicht schonen". Halleluja, halleluja.
Dieser Gott genießt nichts so sehr wie Rache und Ruin. Er geht auf im Blutrausch. Seit der Vernichtung der kanaanäischen Stadtstaaten durch die Israeliten, von diesen - heute noch - verharmlosend " Die Landnahme" genannt, sind die geschichtlichen Bücher des Alten Testaments“ auf lange Zeit die Chronik eines immer erneuten Gemetzels ohne Grund und Schonung" (Brock). "Sehet nun, dass ich es allein bin und kein Gott neben mir ist!
...so wahr ich ewig lebe: Wenn ich mein blitzendes Schwert schärfe und meine Hand zur Strafe greift, so will ich mich rächen an meinen Feinden, ...will meine Pfeile mit ihrem Blut trunken machen, und mein Schwert soll Fleisch fressen, mit Blut von Erschlagenen und Gefangenen, von den Köpfen streitbarer Feinde". Der "Gott" JHWH ist nach seinen Aussprüchen schlimmer als irgendein anderer Gott der Welt. Nicht Bewahrung des Lebens heischt er, nicht gleiches Recht für alle Menschen / sondern das Gegenteil.
Stets stöhnt er über die Unzulänglichkeiten bei der Ausführung seiner Ausrottungsbefehle oder gar die Verbrüderung mit den Heiden: "Auch vertilgten sie die Völker nicht, wie ich, der HERR, doch geboten hatte, sondern sie ließen sich ein mit den Heiden und lernten ihre Werke und dienten ihren Götzen...". Denn dieser Gott will "allein" Gott sein, nichts neben sich dulden, ist ein Gott "always at war with other gods" (Dewick). Jede Konkurrenz muss verschwinden.
Totaler Religionskrieg ist angesagt - Tabula rasa! "Zerstört alle heiligen Stätten, wo die Heiden, die ihr vertreiben werdet, ihren Göttern gedient haben ...und reißt um ihre Altäre und zerbrecht ihre Steinmale und verbrennt mit Feuer ihre heiligen Pfähle / zerschlagt die Bilder ihrer Götzen und vertilgt ihren Namen..." . (Dies war auch die Rechtfertigung des katholischen Bischofs Kyrill von Alexandria, die ägyptischen Tempel zu zerstören – allein der Wert des von ihm vernichteten Tempels von Heliopolis wird auf heute 35 Milliarden € geschätzt).
Wer sich Jehovas Befehlen widersetzt, wer gar rät, sich andere Ideale oder Götter zu schaffen und diesen zu dienen, gleichgültig ob es "deine Frau (ist) in deinen Armen oder dein Freund, der dir so lieb ist wie dein Leben", ein jeder muss sterben. Und "deine Hand soll die erste gegen ihn sein, ihn zu töten“.
Ein Abfallen von Jehova wird als ein Ehebruch bezeichnet, denn Jehova fungiert auch als Ehemann. Nicht als der einer Göttin, sondern als Ehemann Israels. Wer sich von ihm lösen will und eine Frau ist, wird als "Hure", "Hurenkind", "Ehebrecherin", "Tempeldirne" bezeichnet. Männer gehen "mit den Huren", das "Land läuft vom HERRN weg der Hurerei nach", wenn es einen der seltenen Versuche macht, vom Monotheismus loszukommen, es "nimmt Hurenlohn auf allen Tennen".
Die Bibel, das "Wort Gottes", stellt uns zeitweise das "Verheißene Land", das "Heilige Land", als eine Art Nuttenparadies vor. Israels geringe, aber doch gelegentlich erfolgte Anstrengungen, von Jehova wieder loszukommen, werden mit dem Treiben brünstiger Tiere verglichen.
Wehe, wenn dieses Volk nicht gehorcht! JHWH kündigt ihm ungezählte Gräuel an, Heimsuchungen "mit Schrecken, mit Auszehrung und Fieber, dass euch die Augen erlöschen und das Leben hinschwindet.... Und ich will wilde Tiere unter euch senden, die sollen eure Kinder fressen und euer Vieh zerreißen". Ja, er will dann, tobt er immer wieder, "siebenfältig mehr strafen um eurer Sünden willen, dass ihr sollt eurer Söhne und Töchter Fleisch essen...“ (den Kannibalismus in Neuguinea sollten Juden und Christen sicher nicht verurteilen. Der Genuss des Fleisches des Gottessohnes und das Trinken seines Blutes - wenn auch im übertragenen Sinne - ist noch heute Christenpflicht).
"Und ich will eure Städte wüst machen und eure Heiligtümer vernichten... und mit gezücktem Schwert hinter euch her sein….“ Nie erlahmt dieser Gott, seine Rache für jeden kleinsten Ungehorsam anzudrohen: "Verflucht wirst du sein in der Stadt, verflucht wirst du sein auf dem Acker.... Verflucht wird sein die Frucht deines Leibes.... Verflucht... Verflucht... Verflucht.... Der HERR wird dir die Pest anhängen.... Der HERR wird dich schlagen mit ägyptischem Geschwür, mit Pocken und Grind und Grätze, dass du nicht geheilt werden kannst.... Der HERR wird dich schlagen mit bösen Geschwüren... von den Fußsohlen bis zum Scheitel... dazu wird der HERR alle Krankheiten und Plagen... über dich kommen lassen", und so weiter, und so weiter.
Das Töten ist JHWH´s große Lust. Massenmord im Krieg war bei den Israeliten selbstverständlich, aber auch die Todesstrafe in Friedenszeiten - gewöhnlich Steinigung, ausnahmsweise Verbrennung bei lebendigem Leib - wurde auf angebliches Geheiß JHWH´s großzügig vollzogen. Nicht bloß ein Mörder muss sterben, auch wer einen Menschen beraubt, wer Vater oder Mutter schlägt oder ihnen nur flucht, ist des Todes. Ebenso belegt JHWH Ehebruch mit der Todesstrafe - natürlich nur den der Frau samt ihres Liebhabers - Geschlechtsverkehr während der Menstruation, Hurerei einer Priestertochter, Nichtschreien einer Verlobten bei Vergewaltigung, Inzest, Homosexualität, Verkehr mit Tieren. Ein Weib war sogar dann zu töten, wenn es "irgendeinem Tier" entblößt nahte - "und das Tier auch" (3.Mos). Frauen werden von JHWH insgesamt als unbelehrbar und leichtfertig betrachtet, außerdem wenig geachtet, wie schon die Zusammenstellung "Frauen, Sklaven, Kinder" ausdrückt. In JHWH´s "heiliger Schrift" werden Frauen vielfach diffamiert, verhöhnt, zurückgesetzt, aus dem öffentlichen Leben verdrängt. All das kehrt später im Christentum für fast zwei Jahrtausende wieder und ist zum größten Teil noch heute in der kirchlichen Hierarchie feststellbar. Selbstverständlich verlangt JHWH für jede Verehrung eines anderen Gottes die Todesstrafe, ebenso für Lästerung seiner selbst, ferner für Unterlassung der Beschneidung, für Zauberei, Wahrsagerei, Anrühren des Berges Sinai.
Auch Annähern an die Stiftshütte will er mit dem Tod bestraft sehen, ebenso wie unkorrekte Kleidung des Hohepriester im Tempel, Arbeit am Sabbat, Genuss ungesäuerter Brote am Passah, verspätete Darbringung des Passah-Opfers, Essen von Opferfleisch nach drei Tagen, absichtliche Verletzung der Opferordnung, Ungehorsam gegen Priester oder Richter und anderes mehr. Den Tod zu bringen hat bei JHWH schon eine Art religiöses Gepräge. Und das wirkt auf die Menschen, die ihn verehren, zurück. Denn so, wie man sich untereinander im Geist JHWH´s belog und betrog - Thamar den Juda, Rebekka den Esau, die hebräischen Wehmütter den Pharao, Laban den Jakob, Jakob (sein Name heißt übersetzt: der Hinterlistige) wiederum seine Brüder - so tötete man auch im Geiste JHWH´s ohne jegliche Skrupel.
JHWH selber verschlingt ja Menschen, speit Feuer, schickt Meeresfluten, mordet ohne Ende, nicht nur einzelne, sondern auch ganze Gruppen: Alle Erstgeburten der Ägypter, die Rebellen und Unkeuschen in der Wüste, dreitausend Verehrer des Goldenen Kalbs. Also kann es keine Sünde, kein Verbrechen sein, wenn man all das JHWH nachmacht: "So spricht der HERR, der Gott Israels: Ein jeder gürte sein Schwert... und erschlage seinen Bruder, Freund und Nächsten". JHWH tötet "das ganze Heer des Pharao... so dass nicht einer von ihnen übrig bleibt... eine herrliche Tat". JHWH tötet die Familie des Hohepriester Eli, die Häuser der Könige Jerobeam, Baesa, Ahab, er vernichtet Städte wie Sodom und Gomorrha durch "Schwefel und Feuer vom Himmel herab", die gesamte damalige Menschheit durch die Sintflut. Das Skandalöse aber ist: Katholische Kirchengeschichtler der Jetztzeit ficht das alles nicht an. "Die Bibel enthält die Geschichte der Großtaten, der „mirabilia“, die Gott im Kosmos und in der Geschichte getan hat“, so der katholische Historiker Danielou noch heute. Da fehlen einem die Worte.
Die Rückwirkungen der Untaten dieser von Menschen geschaffenen und zu einer – schlauerweise unsichtbaren - Person erhobenen Figur JHWH auf eben diese Menschen, bleiben nicht aus. Da der HERR dies alles getan hat, wird Israel immer wieder zu einer Art Größenwahnsinn ermuntert: "Von heute an will ich Furcht und Schrecken vor dir auf alle Völker unter dem ganzen Himmel legen". "Ihr sollt eure Feinde jagen, und sie sollen vor euch her dem Schwert verfallen. Fünf von euch sollen Hundert jagen, und Hundert von euch sollen Zehntausend jagen". Da der HERR dies alles will und sogar befiehlt, so ist all das auch nicht im geringsten kriminell, sondern gut, wesenhaft religiös, der Krieg selbst ist ein frommer Akt, etwas Heiliges, das Kriegslager geradezu das älteste Heiligtum. Die Kriege selbst werden vorwiegend als "Heilige Kriege" geführt, der Krieg wird zur Sache JHWH´s. Alle Erfolge werden allein seiner Macht zugeschrieben, die Siege sind JHWH´s Siege, die Feinde sind JHWH´s Feinde, die eigenen Totschläger sind "sein Volk", und die Beute gehört ihm natürlich auch. Alle Haudegen werden vor Kampfesbeginn "geweiht", vor dem Gemetzel bringt man Opfer dar. Es gibt einen organisierten, höchst einflussreichen Klerus. Dieser befragt JHWH vor dem Kampf und betet zu ihm. Die Bundeslade garantiert seine Gegenwart, sie begleitet die Streiter. Priester feuern unent-wegt an, treiben den Kämpfern die Angst aus und den Mut ein: "Denn der HERR, euer Gott, geht mit euch...", "Der HERR, mein Feldzeichen...". All das kehrt im Christentum wieder - und das schändliche daran ist, dass es bis zum heutigen Tag unter christlicher Regie immer wiederkehrt! Und so handelten die Israeliten gemäß den Weisungen ihres Herrn. Sie vernichteten die bedeutenden Reiche des Sihon und Og nördlich von Moab: Sie liquidierten Sihon, den König der Amoriter, so "vollstreckten wir den Bann (Cherem) an allen Städten, an Männern, Frauen und Kindern, und ließen niemand übrig. Nur das Vieh raubten wir für uns und die Beute aus den Städten". Nicht anders schlugen sie Og, den König von Basan, "und seine Söhne und sein ganzes Kriegsvolk / bis keiner mehr übrig blieb". "Und es gab keine Stadt, die wir ihnen nicht nahmen, sechzig Städte.... Und wir vollstreckten den Bann (Cherem) an ihnen... an Männern, Frauen und Kindern. Aber alles Vieh und die Beute aus den Städten raubten wir für uns".
Auch vom Sieg über die Midianiter meldet die "Heilige Schrift": "Und sie zogen aus zum Kampf... wie der HERR es Mose geboten hatte, und töteten alles, was männlich war. Samt diesen Erschlagenen töteten sie auch die Könige der Midianiter.... Und die Kinder Israels nahmen gefangen die Frauen der Midianiter und ihre Kinder, all ihr Vieh, alle Habe und alle Güter raubten sie und verbrannten mit Feuer alle ihre Städte, wo sie wohnten, und alle ihre Zeltdörfer". Moses, dem Heerführer, genügte das aber nicht. Er "wurde zornig", weil alle Frauen noch lebten sowie die Knaben und schrie: "Warum habt ihr alle Frauen leben lassen?...So tötet nun alles, was männlich ist unter den Kindern, und alle Frauen, die nicht mehr Jungfrauen sind. Alle Mädchen, die unberührt sind, die lasst für euch leben... Und es betrug die Beute 675.000 Schafe, 72.000 Rinder, 61.000 Esel. An Menschen aber 32.000 Mädchen, die nicht von Männern berührt waren". Erinnern wir uns: Dieser Moses hatte kurze Zeit vorher den Israeliten die "10 Gebote" gegeben, von denen eines sagt: "Du sollst nicht töten!" Diese Gesetze galten also offensichtlich nur gegenüber den eigenen Volksangehörigen. In dieser Art verwüstete das "Volk Gottes" laut Bibel zwischen 1550 und 1225 v. Ztw. den größten Teil Kanaans, mordete unter religiösem Geschrei wie "Schwert für den HERRN und Gideon!" alle dort lebenden Heiden, schleppte - bestenfalls - Frauen und Kinder, stets aber die lebensnotwendigen Herden fort, beging die abscheulichsten Gräueltaten und pries sie als Heldentaten, verbrannte Dörfer und Städte bis auf den Grund. So wurde Ashdod an der wichtigen "Strasse am Meer", eine der größten Städte der Eisenzeit, später Hauptstadt des Fünfstädtebundes der Philister, um 1235 v. Ztw. niedergebrannt. So auch Hazor, der bedeutendste befestigte Platz Kanaans, Lachish und Debir.
Manchmal rotteten sie ganze Stämme aus. Dazu hatten sie sich den heute noch gebrauchten "Bann" (Cherem) ausgedacht. Den Feind wollen sie mit Verhängung des "Cherem" als Ganzes ihrem Jehova weihen, als "Brandopfer". Nichts soll von ihm übrig bleiben. Aus-drücklich befiehlt der HERR in diesen Fällen: "Du sollst nichts leben lassen, was Odem hat, sondern du sollst an ihnen den Bann vollstrecken, nämlich an den Hethitern, Amoritern, Kanaanitern, Peristitern, Hewitern und Jebusitern, wie dir der HERR, dein Gott, geboten hat, damit sie euch nicht lehren, all die Gräuel zu tun, die sie im Dienst ihrer Götter getan, und ihr euch so versündigt an dem HERRN, eurem Gott".